Auch Killer haben Karies

Buchseite und Rezensionen zu 'Auch Killer haben Karies' von Isabella Archan
4.65
4.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Auch Killer haben Karies"

Ausgerechnet bei einem Rendezvous mit Hauptkommissar Zimmer fällt Dr. Leocardia Kardiff, Zahnärztin mit Spritzenphobie, ein Toter buchstäblich vor die Füße. Dabei lief doch gerade wieder alles in so schönen geregelten Bahnen! Wird Leo es dieses Mal schaffen, sich aus den Ermittlungen herauszuhalten? Natürlich nicht! Schon gar nicht, als ein weiterer Mord geschieht – und sie mehr Verdächtige findet, als ihr am Ende lieb sind ...

Format:Taschenbuch
Seiten:320
Verlag: Emons Verlag
EAN:9783740800369

Rezensionen zu "Auch Killer haben Karies"

  1. Zahnärztin mit Spritzenphobie ermittelt

    Nachdem ich den Krimi "Helene geht baden" von Isabella Archan rezensiert hatte, war die Autorin, die auch schon in meiner Lieblings-Buchhandlung gelesen hat, so freundlich, mir einen ihrer weiteren Krimi zukommen zu lassen.

    Auch dieses Mal kommt der Humor glücklicherweise nicht zu kurz und mildert so die recht drastischen Schilderungen des Mordes.

    Worum geht es?

    "Ebbi liebte ihren Mörder." (S.8)

    So lautet der erste Satz des Romans, in dem zu Beginn minutiös beschrieben wird, wie ein Mann in Frauenkleidern von einem anderen stranguliert wird.

    Währenddessen sitzen im Café gegenüber der Kölner Hauptkommissar Jakob Zimmer und Dr. Leocardia Kardiff, eine Zahnärztin mit Spritzenphobie, die sich beide während einer Mordermittlung kennen gelernt haben. ("Tote haben kein Zahnweh")

    Sie werden während ihres 7.Dates Zeuge, wie "Ebbie" aus dem Fenster der Wohnung auf ein Auto fällt und Leo kann nur noch den Tod feststellen, während Jakob Zimmer sofort seine Kollegen - Birgit von Zeh, Per Kowalski und Luis Fahrenz - benachrichtigt und den Tatort, eine leere Wohnung, sichert.
    Beim Toten handelt es sich um Eberhard Dallinger, 51 Jahre alt, wohnhaft in Köln, der eine ausgeprägte weibliche Seite hatte - daher die Frauenkleider, die jedoch nicht von seiner Frau stammen, die seine Vorliebe kennt.
    Angestellt war er bei Hannes Probst, der eine Kosmetik-Serie vertreibt und am nächsten Tag in Leos Zahnarztpraxis auftaucht. Er ist einer von vier neuen Patienten, die sie am Tatort gesehen und dort erfahren haben, dass sie Zahnärztin ist.

    Da auch die Innensicht des Mörders selbst eingenommen wird, erfahren wir als Leser*innen, dass einer der Neuen der Täter sein muss:

    "Er hatte vor gerade mal einer Stunde mit stoischer Ruhe einen Gürtel um einen Hals gelegt und einen Körper zwei Etagen abwärts befördert, doch bereits seit seinem fünften Lebensjahr fürchtete er sich vor allem, was mit der Silbe "Zahn-" begann. Panisch. (...) Den ersten Stich an den unteren Vorderzähnen hatte er vorhin bei der Frage "Die Zahnärztin?" gespürt. Ausgesprochen von einer Polizistin in Zivil, die sich an ihm vorbei durch die Menge gekämpft hatte, ihren Ausweis in die Höhe haltend." (S.49, 50)

    Am lustigsten sind die Kapitel, die aus der Ich-Perspektive Leos erzählt werden, die nicht nur von einer Spritzen-Phobie geplagt ist, sondern auch den Tick hat, sich selbst zu ohrfeigen, um sich zur Räson zu rufen. Sich zu sagen, nicht in die Ermittlungen einzugreifen. Sie ist 44 Jahre alt, geschieden, Mutter von 15-jährigen Zwillingen und scheint eine sehr neugierige Person zu sein, so dass sie sich natürlich einmischen wird und zwangsläufig in Gefahr gerät.

    Die Suche nach dem Mörder entpuppt sich dabei als schwieriger als gedacht. Der junge Ermittler Luis findet heraus, dass es innerhalb Deutschlands und sogar in Bern weitere Fälle gibt, bei denen der oder die Tote nach dem Mord "gefallen" sind. Hat das Kölner Ermittlerteam es mit einem Serienkiller zu tun?
    Der zunächst recht einfach erscheinende Fall hält noch eine erstaunliche Wende bereit.

    Bewertung
    Wie in "Helene geht baden" haben wir es auch dieses Mal mit einem Täter zu tun, der psychisch krank ist, ohne dass dies im Detail geklärt wird. Schwankt der Krimi um Helene zwischen Gefahr und Komik, überwiegen in diesem Krimi die komischen Elemente. Dafür sorgt die schräge, chaotische, aber liebenswerte Leo, die auf eigene Faust Fragen stellt und in den Fokus der Gefahr gerät - und das gleich mehrmals.
    Obwohl man recht früh weiß, wer der Täter ist, erfährt der Fall eine überraschende Wende und es zeigt sich, dass sich mehr dahinter verbirgt, als man zunächst ahnt.
    Besonders gut haben mir die Wechsel in der Erzähl-Perpektive und die szenischen Elemente gefallen. Ein Kapitel besteht ausschließlich aus einem Dialog, einem Telefongespräch, und eines gibt wieder, was auf die Mailbox des Mörders gesprochen wird, ein weiteres ist "Eine Szene wie aus einem Drehbuch:" (S.273) mit entsprechenden Regieanweisungen.

    Ein spannender, amüsanter und sehr unterhaltsamer Krimi, mit einem sympathischen Ermittler und einer schrägen Zahnärztin, die sicherlich noch in den ein oder anderen Fall hineingeraten wird - so deutet es zumindest der Epilog an.

  1. Dr. Kardiff bohrt nach

    „Auch Killer haben Karies“ ist der zweite Kriminalfall in den die Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff stolpert. Schon bei ihrem ersten Auftritt konnte sie entscheidend bei der Aufklärung mithelfen und zwischen ihr und dem Kommissar Jakob Zimmer begann es heftig zu knistern. Leider sind sie in darauf folgenden sechs Dates noch nicht weiter gekommen. Jetzt soll es ein gemütlicher Brunch werden , doch ausgerechnet beim Milchkaffee stürzt genau gegenüber eine Frau aus dem Fenster.

    Leo und Jakob eilen zum Unglücksort und müssen feststellen, dass die attraktive Frau ein Mann war und dass es sich um Mord handelt. Zwar verbietet sich die Polizei eine weitere „Hilfe“ von Leo, aber was kann sie dafür, wenn sie in den nächsten Tagen vier neue Patienten bekommt, die alle Zeugen des Unglücks waren. Und es scheint, dass auf dem Zahnarztstuhl alle sehr viel mehr preisgeben, als bei der polizeilichen Vernehmung. Da kann es nicht ausbleiben, dass Leo wieder eine maßgebliche Rolle spielt. Aus Leos Perspektive ist auch der Hauptteil der Handlung geschrieben und ihr „Kopfkino“ hält auch den Leser in Atem. In einigen Szenen lernen wir auch den Mörder und seine Gedankenwelt kennen, was das Rätselraten noch spannender macht.

    Dieser Köln Krimi punktet mit einer Vielzahl von skurrilen Typen, ist reich an Wortwitz und Ironie. Grade Leo, die als Zahnärztin kompetent und sicher agiert, ist im Privatleben eher schusselig und chaotisch. Da bleiben auch Reibereien mit Jakob Zimmer nicht aus, man kann nur hoffen, dass es noch zu einem weiteren Date kommt. Die Zahl der Verdächtigen ist überschaubar, aber es gibt immer wieder eine geschickte Wendung, die mich überraschte und die die Spannung hoch hält.

    Ich finde es einen gelungenen, locker und flott geschriebenen Krimi mit viel Humor, genau was ich mir von einem unterhaltsamen Regionalkrimi erwarte. Genau richtig für Sommer- und Urlaubstage.

    Ebenso gelungen finde ich das Cover, viele kleine Backenzähnchen bilden die Silhouette eines Zahns und als Blickfang ein kleiner grüner Zahn. Da ist dem Verlag eine gute Umsetzung gelungen.

  1. Killer haben auch Karies und müssen zum Zahnarzt

    "Mitunter sitzt die ganze Seele in eines Zahnes dunkler Höhle." (Wilhelm Busch)
    Dr. Leocardia Kardiff (Leo), die sich gerade erst von ihren Erlebnissen erholt hatte und Hauptkommissar Jakob Zimmer haben sich zu einem Brunch verabredet, als aus heiterem Himmel etwas auf ein Auto fällt. Schnell erkennt Jakob das es sich hierbei um einen Menschen handelt und eilt zu diesem. Leider kommt jedoch jede Hilfe zu spät, die Tote, die sich später als Mann herausstellt, war zuvor stranguliert worden. Bei dem Toten handelt es sich um Eberhard Dallinger, der eine Vorliebe für Frauenkleider hatte und er fiel nicht vom Himmel, sondern von einem Balkon. Sofort übernimmt das Team von Jakob die Ermittlungen. Aber auch Leo hat alle Hände voll zu tun, nach dem sie nun in ihrer Praxis alleine ist. Den am darauffolgenden Montag kommen trotz Aufnahmestopp wieder vier neue Patienten zu ihr in die Praxis. Leo hat sich auch diesmal fest vorgenommen, sich nicht in den Fall einzumischen, auch wenn ihre Gedanken immer wieder um diesen kreisen. Trotzdem wird sie immer mehr in den Strudel hineingezogen, sei es durch die neuen Patienten, die Frau den Toten die sie um Hilfe bittet oder ihre Helferin Britti, die mal wieder Neuigkeiten für ihren Blog benötigt. Und so wird Leos Neugierde immer mehr geweckt, ganz zum Ärger von Jakob.

    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist der zweite Fall von Leo Kardiff und Jakob Zimmer und für mich der erste Fall der beiden. Ich kannte die Autorin schon von ihrem Thriller Schere 9, der mir gut gefiel. Sofort war ich von den beiden Hauptprotagonisten angetan, Leo mit ihrer chaotischen Art und dem Gedankenkarussell, bei dem der Leser ständig dabei ist und Jakob der ruhige, toughe und verliebte Ermittler. Der Schreibstil ist sehr gut, flüssig und überaus humorvoll, auch das Ermittlerteam ist sehr sympathisch und immer für einen lustigen Spruch gut. So habe ich dann auch das Buch regelrecht verschlungen, weil es spannend bis zum Ende ist. Leo die Hobbydetektivin mit ihren kuriosen Gedanken gefällt mir sehr gut und so muss ich unbedingt den ersten Band noch lesen. Mit den beiden hat Isabella Archan ein durchaus nettes und unterschiedliches Paar erfunden, das auch noch mit einigen guten Nebendarstellern aufwartet. Mit Leos Spritzenphobie, die meist im falschen Moment ausbricht, gibt es ebenfalls immer noch unverhoffte Spannungsmomente. Ein Buch das mir wunderbares Kopfkino bereitet hat, das ich nur jedem weiterempfehlen kann und deshalb auch von mir 5 von 5 Sterne bekommt.